Moderation der ersten Frankfurter Armutskonferenz: Drei Gelingensfaktoren für Veranstaltung zu schweren Themen

Im September 2024 begleitete ich die erste Frankfurter Armutskonferenz als Moderatorin. Über 450 Teilnehmende aus Frankfurter Institutionen, städtischen Ämtern und der Zivilgesellschaft hatten sich angekündigt. Aber wie gelingt eine Moderation auch zu inhaltlich schweren Themen?

Das Frankfurter Bündnis gegen Kinder- und Jugendarmut der Stadt Frankfurt hatte am 21. September 2024 in die Goethe Universität geladen. Auf der ersten Frankfurter Armutskonferenz sollte der breiten Öffentlichkeit präsentiert werden, vor welchen Hintergründen ein neues Handeln der Armutsprävention notwendig ist. Frankfurt möchte entschieden gegen Kinder- und Jugendarmut vorgehen und will dafür ämterübergreifend und mit zahlreichen Akteuren der Stadt Frankfurt zusammenarbeiten.

Im Vorfeld einer jeden Veranstaltung, bei der ich als Moderatorin tätig bin, stelle ich mir die Fragen: Wie kann ich die Teilnehmenden gut durch den Tag führen? Was brauchen sie? Welche Atmosphäre ist angemessen und wie kann ich diese schaffen? Basierend auf meinen Erfahrungen der Armutskonferenz und zahlreichen anderen Fachtagungen und Großgruppenveranstaltungen kann ich drei entscheidende Faktoren identifizieren, die eine erfolgreiche Moderation, selbst bei schwierigen Themen, ermöglichen:

  1. Ziele kennen und verständlich nennen

Als Moderatorin bereite ich mich auf jede Veranstaltung intensiv vor. In Gesprächen mit den verantwortlichen Personen finde ich Ziele und Herausforderung des Vorhabens heraus, ich lese Konzepte und Hintergrundpapiere. In diesem Fall war es wichtig, zu verstehen warum die Stadt Frankfurt einen neuen Weg geht und Bündnis gegen Kinder- und Jugendarmut gegründet hat. Diese Informationen lasse ich in meine Anmoderation einfließen und gebe dem Publikum inhaltliche Orientierung. Dazu verwende ich eine Sprache, die für alle, das Fachpublikum und die breite Öffentlichkeit, verständlich ist.

  1. Menschliche Bedürfnisse berücksichtigen

Wo bin ich? Wer hat eingeladen? Was ist das Thema? Wer ist hier eigentlich noch anwesend? Was ist geplant? Antworten auf diese Fragen geben Orientierung und ermöglichen Planbarkeit. Dies sind zwei grundlegende Bedürfnisse von Menschen – auch in Veranstaltungen. Ebenso sollten auch körperliche Bedürfnisse bei Konferenzen und anderen Ganztagesveranstaltungen nicht vergessen werden: Wann machen wir eine Pause? Wo gibt es etwas zu trinken? Und wo ist die nächste Toilette? Diese Hinweise dürfen kurz sein, sind aber in meinen Augen unverzichtbar und gehören an den Anfang der Veranstaltung.

  1. Wertschätzenden Rahmen schaffen

Bei der ersten Frankfurter Armutskonferenz war klar: das Publikum wird Vieles hören, was wenig optimistisch stimmen lässt. Renommierte Armutsforschende berichten von der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich, bislang verpassten Chancen und Armutsfolgen. Bei so vielen schlechten Nachrichten ist es gerade in einem Entwicklungsprozess wichtig erfreuliche Ansätze und erste gute Nachrichten zu identifizieren, um konstruktive Arbeit zu ermöglichen und für die Zusammenarbeit zu motivieren.

Frankfurt verfolgt einen neuen Ansatz – dies ist erfreulich. Zudem sollte das Publikum Wertschätzung erfahren. Die Teilnehmenden hatten sich schließlich einen Samstag freigehalten und waren trotz bester Wetterbedingungen erschienen. Die Anmeldeliste ließ darauf deuten, dass viele Teilnehmende sich bereits mit dem Thema Armutsprävention oder Chancengleichheit von Kindern und Jugendlichen befassten. Mit Rahmenbedingungen der Veranstaltung, wie guter Verpflegung oder angemessenen Räumlichkeiten, wurde dieses Engagement bereits anerkannt. Auch meine Moderation sollte wertschätzende Elemente aufweisen. Dazu zählten:

  • Schaffen einer freundlichen Atmosphäre durch Lächeln und Blickkontakt
  • Verwendung von wertschätzender, verständlicher Sprache und angenehmes Sprechtempo
  • Einhalten von zeitlichen Angaben, insbesondere Pausenzeiten
  • Freundliche Farben in der Kleidungsauswahl
  • Kontakt zu beteiligten Personen und Teilnehmenden während der Veranstaltung.

Das Ergebnis in Frankfurt war ermutigend: Viele Teilnehmende spiegelten mir zurück, dass meine Moderation trotz der Schwere des Themas als leicht und äußerst angenehm empfunden wurde. Ziel erreicht.

Ein paar bildliche Eindrücke der Konferenz gibt es hier:

 

Besten Dank an den Fotografen Simon Malz www.lichtsignale.de für die wunderbaren Fotos der Veranstaltung.

Planen auch Sie einen langfristigen Veränderungsprozess oder steht eine einzelne Veranstaltung an, bei der Sie Unterstützung bei der Konzeption und Moderation benötigen? Ich unterstütze gerne. Ich freue mich auf Ihre Kontaktaufnahme!